Ende dieses Jahrs findet die Fußballweltmeisterschaft in Katar statt; diese gilt als sehr umstritten. Schon die Vergabe durch die FIFA im Jahr 2010 wurde massiv kritisiert und es diesbezüglich kamen immer wieder Korruptionsvorwürfe auf. Des Weiteren stehen Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter, die generelle Menschenrechtslage und auch der Zeitraum des Turnieres (im Winter) im Mittelpunkt der Kritik. Im Zuge dessen fordern viele Menschen einen Boykott seitens der deutschen Nationalmannschaft, sodass diese nicht am Turnier teilnimmt und ein Zeichen für Menschenrechte setzt. Im Folgenden erläutern wir unseren Standpunkt und versuchen einen Lösungsvorschlag herauszuarbeiten.
Der Fußball wird immer mehr geprägt von Kommerzialisierung und Gewinnmaximierung, dadurch kommen Ethik und Moral in Fußballverbänden, wie der FIFA und UEFA mittlerweile viel zu kurz. Die WM in Katar ist für viele Fans hierbei nur die Spitze des Eisberges. Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei dem Bau der Stadien schockieren die gesamte Fußballwelt und lassen Fragen offen, warum die FIFA dort keine Konsequenzen zieht. Nun stellt sich die Frage, ob ein Boykott die Lage in Katar verbessern würde – Nein. Unserer Meinung nach ist eine Nichtteilnahme des Nationalteams der falsche Weg. Ein Boykott würde natürlich Aufmerksamkeit auf die Problematik lenken, aber dies ist keine Garantie für eine nachhaltige Verbesserung der Menschenrechte in Katar. Alternativ könnte die Nationalmannschaft während des Turniers kontinuierlich Zeichen setzen und vor den Spielen Aktionen durchführen, welche sicherlich ebenfalls eine hohe Aufmerksamkeit erzeugen würden. Zusätzlich muss man aber auch die Bundesregierung klar in die Pflicht nehme; diese könnte auf eine Reise von Bundeskanzler oder anderen hochrangigen Diplomaten verzichten, um der Regierung Katars weder eine diplomatische Bühne zu bieten, noch deren Handlungen zu relativieren. Des Weiteren ist es sehr wichtig, dass ein Dialog zwischen Verbänden und den Regierungen gefunden wird. Hierbei muss man sich auf einen gemeinschaftlichen Konsens verständigen, um zukünftig solche zweifelhaften Entscheidungen bezüglich der WM-Vergabe zu verhindern. Eine Weltmeisterschaft kann definitiv eine Chance für Aufbruch und Fortschritt in einem Land sein, jedoch geschieht dies nicht von selbst und erfordert Engagement von allen Beteiligten und vor allem Zeit. Eine Teilnahme könnte ebenso ein Zeichen des Respekts gegenüber den Menschen, die bei den Bauarbeiten gestorben sind oder immer noch unter den harten, menschenunwürdigen Bedingungen leiden, darstellen. Unabhängig von der WM muss sich die Lage in Katar schnellstmöglich drastisch verbessern. Dies gilt nicht für die Gastarbeiter, sondern auch für alle Menschen, die in Katar unterdrückt werden.
Abschließend lässt sich sagen, dass ein Boykott unserer Meinung nach kontraproduktiv für alle Seiten wäre. Die Weltmeisterschaft in Katar ist die Folge eines immer korrupteren und gewinnorientierteren Systems, moderner Fußball. Die Vergabe steht seit mehr als 10 Jahren fest, somit hätte man deutlich früher handeln können und Veränderungen in Katar einleiten müssen. Am wichtigsten ist es, dass die Situation der Menschen in Katar nach der WM nicht aus dem Fokus gerät und nicht vergessen wird.
Anmerkung: Meinungsmontage spiegeln nicht zwingend die Verbandsmeinung wider.