Meinungs-Montag von Dario Bruns

Meinungs-Montag von Dario Bruns

Wie weit, darf eine Lehrkraft seine Schüler*innen benoten? Diese Frage stellt sich Dario Bruns, von den Jungen-Liberalen Waldeck Frankenberg.

Dario:

“Vor kurzem habe ich von einem Schüler (8) aus dem Landkreis erfahren, dass er für ein Kunstwerk im Unterricht die Note 4 erhielt. Verunsichert, traurig und entblößt vor seinen Mitschüler*innen, ging er mit der Note nach Hause. Ich habe das Bild nicht gesehen, aber er teilte mir mit, dass er sich viel Mühe und Zeit in das Kunstwerk gesteckt hätte. Wenn ich Reportagen oder Dokumentationen über Künstler*innen aus aller Welt sehe und diese Sätze bringen, wie “In Kunst hatte ich immer schlechte Noten”, jetzt aber Honorare im über dreistelligen Bereich erhalten, musst ich mir die Frage stellen, inwieweit ein Kunstlehrer wirklich benoten sollte.

Wir benoten tagtäglich Mitmenschen nach ihrer erbrachten Leistung. Zwar nicht im numerischen Stil, aber mit Worten wie “sehr gut”, “sauber!” oder “gar nicht mal so schlecht”. 

Größtenteils wird in Deutschland bei Wahlfächern mit “Mit sehr gutem Erfolg teilgenommen” oder weiter, mit “Teilgenommen” benotet. Gerade weil Kunst ein sehr dehnbarer Begriff ist und es unzählige unterschiedliche Kunststile gibt, sollten Lehrer*innen, meiner Meinung nach, ganz anders benoten.
Wer weiß? Vielleicht sitzt vor der Lehrkraft gerade Picasso und sie ärgert sich später, weil sie dem Achtjährigen eine 4 gegeben hat. Schulische Note formen uns. Wenn wir in Mathe schlecht sind, “kann ich nicht mit Aktien umgehen, weil ich in Mathe immer eine 5 hatte”, oder wenn ich “wie”, statt “als” verwende “hatte in der Schule nur eine 4, lass mich”. In Kunst sollte Leidenschaft im Vordergrund stehen. Sobald der Stift oder der Pinsel in meiner Hand ist, beginn ich die Freiheit zu zeichnen und dass so, wie ich sie mir vorstelle.” 

Vorschlag 1:
Kunstlehrer legt die Anzahl der SOLL Kunstwerke im Schuljahr fest. 
In einem Punktesystem, werden die Kunstwerke gesammelt. 
1 Punkt = Pünktliche Abgabe
1 Punkt = Thema erfüllt
1 Punkt = Aufwand
Gehen wir davon aus, dass ein/e Kunstlehrer/in für das Schuljahr 5 Kunstwerke ansetzt und diese realisiert. In diesem Fall, kann der Schüler 15 Punkte erreichen. 
15 – 12 Punkte = m.s.g.E.t. (mit sehr gutem Erfolg teilgenommen)
11 – 8 Punkte = m.g.E.t. (mit gutem Erfolg teilgenommen)
7 – 5 Punkte = m.E.t. (mit Erfolg teilgenommen)
4 – 0 Punkte = t. (teilgenommen)

Begründung:
Bei dieser Benotung, ist es beinahe unmöglich, keinen Erfolg gehabt zu haben. Die künstlerische Ader des Schülers wird somit nicht beeinflusst.

Vorschlag 2:
Die Schüler*innen benoten mit der Lehrkraft gemeinsam. 

Begründung:
Stützt zudem den Zusammenhalt der Klasse und stärkt das Gruppenleben.

Vorschlag 4:
Das Fach “Kunst” wird zum Wahlfach.

Begründung:
Es wählen sich nur Schüler*innen in das Fach, die bereits von sich und ihrem Talent überzeugt sind.

Persönliches:
Ich selber hatte in der Schule nur ein einziges Talent in Kunst. Bäume zeichnen. Die sahen wirklich sehr anschaulich aus! Nachteil war, dass Menschen auch aussahen wie Bäume.

Dario wird auf dem kommenden Landeskongress der Jungen Liberalen Hessen, dieses Thema in Form eines Antrags vorschlagen. Wir sind gespannt darauf, wie weit der Antrag kommt und ob künftig ein Bildungsminister diesen Antrag in den Händen hält und umsetzt. Wir wünschen viel Erfolg!